Anteilsscheine ermöglichen Investition in Sonnenenergie / Solartankstelle für Lindenstadt


In Sonnenenergie investieren ist für manchen Eigenheimbesitzer schon Normalität, aber auch für all jene, die nicht ein Dach ihr eigen nennen, kann diese Investition in die Zukunft im Rheingau Realität  werden.
Denn ausgehend von einem Schülerprojekt für eine Solaranlage und der ersten Solartankstelle im Rheingau, soll auf dem Dach des Westgebäudes der Rheingauschule eine sogenannte „Bürgersolaranlage" entstehen und bereits am 1. März nächsten Jahres ans Netz gehen. Die Investitionssumme von rund 145.000 Euro soll über Anteilsscheine aufgebracht, die Ende dieser Woche im Rahmen des Weihnachtsbasars der Rheingauschule erstmals angeboten werden. Die Anteile sind gestückelt zu 500 Euro.
Daß diese Summe zusammenkommt, steht für Projektleiter Helmut Baltrusch außer Frage. Der Diplom-Ingenieur hatte bereits 1974 erste Photovoltaikanlagen gebaut und sich seit dieser zeit auch als Manager und Unternehmensberater dem Thema gewidmet. Jetzt- in seinem Ruhestand -macht er dies ehrenamtlich für die Rheingauschule und verweist darauf, daß Lehrer Jürgen Hoffmann schon vor fünf Jahren die ersten Ideen dazu entwickelt habe, das Ganze aber wegen fehlender Partner an der praktischen Umsetzung scheiterte. Daß sicherlichfür die einen eine - vorsichtig kalkulierte - rechnerische Rendite von rund 6,5 Prozent für das Projekt spricht ist für ihn aber nur eine Seite der Medaille. Denn das geplante 300 Quadratmeter große Kraftwerk besticht auch mit ökologischen Argumenten. Denn immerhin erspart die Erzeugung von rund 30.000 Kilowattstunden jedes Jahr den Ausstoß von 16 Tonnen Kohlendioxid - das über einen Zeitraum von mindestens 21 Jahren. Danach geht das Kraftwerk in das Eigentum des Ehemaligenvereins der Schule über. Bis dahin wird das Unternehmen unter dem Namen „Gemeinschaftssolaranlage der Rheingauschule Geisenheim" als GmbH und Co. KG ehrenamtlich von Mitgliedern des Vereins geführt. Aber auch nach den 21 Jahren kann der Verein weiterhin „Strom ernten" und damit seinen Vereinszweck fördern. Daß sich das Ganze für die Investoren rechnet, dafür sorgt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Denn damit ist garantiert, daß die Süwag als lokaler Netzbetreiber 0,492 Euro pro Kilowattstunde bezahlen muß. So läßt sich das Projekt auf die gesamte Laufzeit fest kalkulieren. Nach Erhebungen des Deutschen' Wetterdienstes in Geisenheim ergair sich in den zurückliegenden zwanzig Jahren für den geplanten Standort mit idealer Dachneigung eine jährliche Ausbeute von über 1.100 Sonnenstunden. Bei den Kalkulationen aktuellen Kalkulationen hat man nur 1.000 Stunden zugrunde gelegt. Die Leistung des Kraftwerkes könnte also noch um einiges besser ausfallen. Wie Baltrusch erläutert, habe man die Gesellschaftsform gewählt, um zum einen das Risiko für die Anleger auf ihren Kapitalbeitrag zu beschränken, andererseits aber auch Verlustzuweisungen an die einzelnen Kommanditisten zu ermöglichen. Bei einer reinen GmbH würden die Verluste und Ab¬schreibungen allein der GmbH zufallen.
In der Praxis lernen
Das Projekt wird im Rahmen der Start- Up-Werkstatt - das größte Existenzgründer-Planspiel für Schüler ab 16 Jahren in Deutschland-durchgeführt. Die Schüler werde auch, unterstützt von Fachleuten, die jährliche Abrechnung mit den Investoren vornehmen. Das Team besteht aus Schülern den: Jahrgangsstufen 10 bis 12, die dadurch selbständiges Denken und Handeln lernen sollen, wobei Team- und Führungsqualitäten ebenso gefragt sind, wie Engagement und Kreativität. Neben der Einspeisung von Energie in das öffentliche Stromnetz geht es dem Schülerteam „SoEmo-AG" auch um die Installation der ersten Solartank- stelle im Kreis. Damit punktet Geisenheim - nebei dem ersten Bürgerkraftwerk im Kreis - als „Solarstadt" gleich in zweierlei Hinsicht.
Die Sonne anzapfen
Mit Unterstützung der Stadt soll auf dem Domplatz in Geisenheim die Solartankstelle errichtet werden, die ans öffentliche Netz angeschlossen wird. Auf zusätzlich reservierten Stellplätzen können dann dort drei Elektrofahrzeuge gleichzeitig aufgeladen werden. Dazu müssen deren Besitzer zuvor einen Schlüssel und eine Vignette erwerben, die sie dazu berechtigt. Dann kostet sie beispielsweise die Ladung eines Elektrorollers für eine Reichweite von 100 Kilometern rund 60 Cent.
In der Solarstadt Geisenheim könnten die Nutzer von Elektrofahrzeugen somit aus ihrem Elektromobil ein richtiges Solarmobil machen", indem sie Sonnenstrom „tanken", der an anderer Stelle ins Netz eingespeist wird. Diese gebührenpflichtige Stromtankstelle in Geisenheim hilft die Reichweite von Elektrofahrzeugen zu erweitern, die zwischen 50 und 100 Kilometer liegt. Die nächsten öffentlichen Tankstellen im Rhein-Main-Gebiet sind in Wiesbaden, Bensheim und Bad Homburg.
Mit der Schaffung einer solchen Infrastruktur wolle man aber auch einen Anreiz schaffen, um auf Elektrofahr-zeuge im näheren Umfeld umzusteigen, zumal man den Vorteil hat, es nicht mit eigen Strom tanken zu müssen. Die Akzeptanz dieser Fahrzeuge könnte somit steigen, meint Baltrusch, was wiederum der Umwelt zugute käme.

Auf dem Dach des Westgebäudes ist die Photovoltaikanlage installiert.

Seit dem 21. Dezember 2007 sind wir am Netz und produzieren auf einer Fläche von rd. 500 m2 mit 390 Modulen pro Jahr gut 28.000 kWh - und können damit der Atmosphäre in der gleichen Zeit 20 Tonnen CO2 ersparen!

 

Das Bild des Displays stammt vom 16. Februar 2008 ca. 12 Uhr und zeigt schon einen beachtlichen Tagesertrag! Der Gesamtertrag stimmt jedoch (noch) nicht, weil er seit Anschluss des Displays (Anfang Februar) zählt.
 

Am 14. März 2008

wurde die Anlage offiziell in Anwesenheit des Landrats des Rheingau-Taunus-Kreises eingeweiht.

Landrat Burkard Albers (rechts) mit  (v.l.n.r.) Helmut Baltrusch, Andrè Hildebrandt (Steuerberater und Fachbetreuer der Schüler-AG), Rainer Heil (Firma Heil Bedachungen), Schulleiter Karl-Heinz Drollinger und Dr. Jörg Hüther (Vorsitzender des Ehemaligen- und Fördervereins sowie Geschäftsführer der GSRG KG)

Bild: Sabine Fladung

 

Am 10. Mai 2007 wurde die GSRG KG gegründet und hat derzeit  knapp 40 Mitglieder. 

Wenn Sie der Gesellschaft beitreten wollen, können Sie sich direkt an den Geschäftsführer der GSRG KG, Herrn Dr. Jörg Hüther, wenden.

Sie erreichen ihn per e-Mail: joerg.huether@gmx.de Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann.  

Zur Idee und zum Hintergrund

Am 10. Mai 2007 gründete sich aus Lehrern, Schülern, Eltern und Ehemaligen der Rheingauschule Geisenheim, sowie Fachleuten aus der Region die „Gemeinschafts-Solaranlage Rheingauschule Geisenheim KG". Diese KG setzt sich zum Ziel, ökologischen Strom „einzufangen" und weiter zu verkaufen. Frei nach dem Motto: „Klimaschutz und Rendite". Dafür wurde eine Photovoltaikanlage auf dem westlichen Gebäude der Rheingauschule Geisenheim platziert und der Strom wird an den regionalen Stromversorger verkauft.

Das Projekt entstand aus der Idee der Schülerfirma „SoEmo-AG" geführt von Herrn Dr. Jürgen Hoffmann und Herrn Baltrusch, ursprünglich eine Solartankstelle für Elektroautos und -roller zu errichten - schließlich aber übergegangen in die realisierbare Möglichkeit, eine Photovoltaikanlage zu betreiben. Durch den maßgebenden Antrieb einer Initiativgruppe, angeführt vom 1. Vorsitzenden der Vereinigung Ehemaliger Schüler und Freunde der Rheingauschule, Herrn Dr. Jörg Hüther, sowie Herrn Werner Fladung (Schulelternbeirat) und den Vertretern der Schule selbst, Dr. Jürgen Hoffmann sowie Herr Schulleiter Drollinger, wurde das Projekt tatsächlich darstellbar. Zur endgültigen Realisierung in zivil-, steuer- und betriebswirtschaftlicher Hinsicht konnten zusätzlich Herr Rechtsanwalt Dietz sowie Herr Diplom-Finanzwirt und Steuerberater André Hildebrandt von der Initiativgruppe gewonnen werden. Um die danach favorisierte haftungsbeschränkende Gesellschaftsform einer Kommanditgesellschaft wählen zu können, stellte sich für die Rolle des - gesamtschuldnerisch haftenden - Komplementärs Herr Dr. Jörg Hüther zur Verfügung. So konnte zusammen mit Herrn Dr. Jürgen Hoffmann und Herrn Werner Fladung als Geschäftsführungsmitglieder die KG schließlich auch in einer entsprechenden Versammlung unter gleichzeitigem Beitritt einer Vielzahl von Kommanditisten aus dem erweiterten Kreis gegründet werden.

Einer der wichtigsten Aspekte der Unterstützung durch den Förderverein war die hierdurch gewonnene Möglichkeit, die Schüler der genannten Arbeitsgruppe in einen „Echtfall" einzubinden. Die Schüler der Gemeinschafts-Solaranlage KG sollten möglichst weitgehend z.B. Verwaltungs- und Buchführungsaufgaben selbst übernehmen. Da die KG in steuerrechtlichen Angelegenheiten von Herrn Hildebrandt, selbst ehemaliger Schüler des Rheingaugymnasiums und Kommanditist, betreut wird, erklärte er sich bereit, den Schülerinnen und Schülern die steuer- und betriebswirtschaftlichen Pflichten eines solchen Betriebes einschließlich der ordnungsgemäßen Buchführung näher zu bringen. Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler im Lauf der Zeit zur eigenständigen Erarbeitung einer solchen Buchhaltung zu führen. In den vergangenen Wochen haben deshalb bereits mehrfach Sitzungen mit der Schülergruppe, Herrn Hildebrandt und seinem Auszubildenden, Herrn Gilian Faust, stattgefunden, um zunächst die theoretischen Kenntnisse zu vermitteln. Dabei wurde unter anderem die Abwägung verschiedener Gesellschaftsformen oder die Grundprinzipien einer Buchführung vorgestellt. Im weiteren Verlauf sollen die Schülerinnen und Schülern selbstständig, unter Mithilfe von Herrn Hildebrandt und Herrn Faust, die Geschäftsvorfälle der Gesellschaft in einem professionellen Buchführungssystem der. Fa. DATEV eG Nürnberg buchen, die der Schule als Förderung dankenswerterweise eine entsprechende Softwarenutzung kostenfrei ermöglicht. Die in dem Projekt freiwillig tätigen Schülerinnen und Schülern haben auf diese Weise die einmalige Möglichkeit, die Entwicklung und den Verlauf eines realen Gewerbebetriebs zu verfolgen, Erfahrungen zu sammeln und kaufmännische Prozesse frühzeitig kennen zu lernen. Ihnen soll nach Abschluss der Maßnahme eine entsprechende Bescheinigung auf Basis der vermittelten Kenntnisse zusätzliche Unterstützung bei der folgenden Berufswahl helfen.

Die Photovoltaikanlage selbst wurde im Wesentlichen über Eigenkapital, für einen Restbetrag über Fremdmittel der ebenfalls unterstützend tätigen Rheingauer Volksbank finanziert und schließlich im Dezember 2007 installiert. Sie ging sofort „ans Netz" zur Stromeinspeisung. Die Schülerinnen und Schüler haben über eine Ableseeinheit im Aufenthaltsraum jederzeit die Möglichkeit zur Information über die Stromeinspeisung. Allen unterstützenden Beteiligten - auch hier nicht genannte - auf diesem Weg noch einmal herzlichen Dank. In der Hoffnung auf viele Sonnentage.